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Hotel Paris: Pralinen, Champagner, Cowboy
Um es gleich von vornherein klarzustellen: In dieser Geschichte befinden wir uns alle nicht in Paris, wohl aber in einem Hotel Paris. Das günstige Mittelklassehotel mit dem Namen Paris befindet sich ganz tief im Rhein-Main-Gebiet, wo man babbelt und Quetschekuuche isst.
Hotel Paris: Pralinen
Ich hatte vor kurzem von meinen romantischen Eskapaden erzählt, die sich allesamt in katastrophalen Wohlgefallen aufgelöst haben. Tatsächlich war das noch nicht das Ende der Fahnenstange. Der männliche Held dieser Geschichte hatte auch die romantischen Vorstellungen eines billigen Schmonzettenromans. Das Hotel Paris, mit dem er mich überraschen wollte, war leider nicht so glamourös wie der Name verspricht. Der Familienbetrieb mit 4 ½ Zimmern verkörperte zwar eine nicht zu bestreitende, ur-hessische Gemütlichkeit, aber von prickelnder Romantik so weit entfernt wie Daniela Katzenberger von einem Emmy. Die Pralinen auf dem Bett wurden deshalb auch durch einen Apfel ersetzt. Mein Held aber war über alle Maßen verzückt von der Aussicht, sprichwörtlich Tür an Tür mit den Hotelbesitzern eine Nacht mit mir hier zu verbringen.
Hotel Paris: Champagner
Dass auch der versprochene Champagner sich nur als Äppelwoi herausgestellt hat, hat mich zu diesem Zeitpunkt schon nicht mehr überrascht. Der ungebrochene Optimismus und das gewinnende Lachen meiner zugegebenermaßen attraktiven Begleitung haben mich aber auch schneller rumgekriegt, als eine Flasche billigen Champagner. Nachdem wir unsere Taschen auf dem Zimmer abgestellt haben, hat er sich mit einem geheimnisvollen Lächeln ins Badezimmer verabschiedet. Das fängt doch gar nicht so schlecht an, habe ich bei mir gedacht. Aber auch hier blieben meine Erwartungen auf der Strecke.
Hotel Paris: Cowboy
Zurück kommt mein Held nämlich in der kompletten Montur von einem Cowboy. Vom roten Kinderhalstuch, bis zum verzierten Cowboyhemd und abgewetzten Lederstiefeln. Ich dachte im ersten Moment, da steht einer von den Village People vor mir. „Und, gefalle ich dir?“ fragt mich der grinsende Freund von Winnetou. Mein Gesicht war sicherlich nicht eins der hellsten in diesem Moment. Bis dahin habe ich ihn schließlich auch nur in sehr gut sitzenden Anzügen gesehen. Das Hotel Paris, so hat sich dann rausgestellt, bietet den Gästen Tagestouren auf Pferden an. Ich weiß ja nicht, ob jemand von euch schon einmal ungeübt den ganzen Tag auf so einen Gaul verbracht hat, aber am Abend ist da nichts mehr mit normal sitzen, geschweige denn liegen, geschweige denn Bettspiele. Da verflucht man nur noch diesen elenden Cowboy, der neben einem liegt, und der zufrieden diesen elenden Apfel isst. Der reitet ab sofort auch solo weiter, um das mal klar zu stellen.